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Backwardation – die Dividende der Rohstoffe

17.09.2021

Was muss man sich als „Rohstoffer“ (m/w/d) alles anhören: „Gold zahlt keine Zinsen“ und/oder „Rohstoffe haben keine Dividendenerträge“. Der ersten Aussage könnte man entgegen halten: „Dafür wird Gold aber auch nicht mit Negativzinsen belastet“. Die zweite Aussage ist zwar richtig. Aber dafür verfügt die Anlageklasse Rohstoffe über eine andere Besonderheit, nämlich ihre Terminkurven.

Diese Terminkurven können dabei unterschiedliche Strukturen bzw. Ausprägungen annehmen, in der Fachsprache auch als „Backwardation“ und „Contango“ bezeichnet. Über die negativen Auswirkungen von Contango haben wir uns in unseren Rohstoff-Comics bereits ausführlich beschäftigt (siehe Rohstoffe kinderleicht erklärt - Folge 1 und Rohstoffe kinderleicht erklärt - Folge 2).


Unser Rohstofffonds Tresides Commmodity One zeichnet sich u.a. dadurch aus, bevorzugt Rohstoffe in Backwardation (bzw. mit möglichst geringem Contango) auszuwählen. Seit einiger Zeit notieren in den konjunktursensitiven Sektoren des Rohstoffmarktes die Terminkurven überwiegend in Backwardation, d.h. die Kontrakte am vorderen Ende der Terminkurve sind teurer als im hinteren Bereich. Dadurch bieten die Rohstoffmärkte den Vorteil auch in Seitwärtsphasen einer Konsolidierung positive Beiträge durch die Vereinnahmung von Rollrenditen zu generieren. Einfach ausgedrückt, bewirkt die Backwardation bei Rohstoffen einen ähnlichen Effekt wie die Dividendenzahlung bei Aktieninvestments.

Auf den Punkt gebracht: Backwardation ist die Dividende der Rohstoffe

Backwardation: Der Kassapreis liegt über dem Terminpreis. Hierdurch entstehen Gewinne beim Rollen der Kontrakte.
Backwardation: Der Kassapreis liegt über dem Terminpreis. Hierdurch entstehen Gewinne beim Rollen der Kontrakte.

Um das Thema Rollgewinne bei Terminkurven in Backwardation nicht nur abstrakt zu erörtern, stellen wir nachfolgend den Rolleffekt am Beispiel unseres Rohstofffonds Tresides Commodity One an den letzten drei Rollzeitpunkten für die Rohölsorte WTI dar.

WTI Roll

Lesebeispiel:
Beim Roll am 8.1.2021 wurde der WTI September 2021 Kontrakt mit 50,91 USD pro Barrel (USD/bbl) verkauft und mit 49,98 USD/bbl in den WTI Dezember 2021 Kontrakt investiert. Dabei wurde ein „Rollgewinn“ von 0,93 USD/bbl vereinnahmt. Annualisiert ergibt sich hieraus eine theoretische Rollrendite von ca. 7,7%.

Dass sich die Struktur der Terminkurven, d.h. die Höhe der Rollrenditen, im Zeitverlauf der letzten „Rollquartale“ kontinuierlich verbessert hat, zeigt nachfolgende Grafik ebenfalls exemplarisch anhand des Rohstoffindexes, der in unserem Tresides Commodity One eingesetzt wird. Zuletzt wurde der höchste Wert seit Fondsauflage im Dezember 2014 erreicht.

Backwardation je Roll-Quartal

Dass sich aktuell viele Terminkurven in Backwardation befinden, spiegelt nicht nur die Attraktivität der zusätzlichen Renditequelle wider, die unabhängig von der absoluten Preisveränderung erzielt werden kann. Vielmehr symbolisieren Terminkurven in Backwardation knappe Märkte, in denen der Abnehmer bereit ist eine gewisse Verfügbarkeitsprämie für die schnellere Lieferung, sprich am vorderen Ende der Terminkurve, zu bezahlen.
Mit Rohstoffen in Backwardation hat man damit sozusagen eine „doppelte Dividende“, nämlich einen knappen, begehrten Rohstoff mit weiterem Preispotenzial in Kombination mit den dazugehörigen Rollgewinnen.
Rohstoffe sind deshalb nicht nur aktuell „en vogue“, sondern dürften es auch in Zukunft bleiben.


Backwardation – die Dividende der Rohstoffe

Bachofer, Sandra

Fondsmanagerin

Backwardation – die Dividende der Rohstoffe

Krauß, Michael

Partner, Senior Fondsmanager