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Attraktive Renditen in Zeiten des Coronavirus - ein Blick auf die europäische Dividendensaison 2020

04.03.2020

Positiver Start der Dividendensaison in Europa - Deutsche Aktien enttäuschen im regionalen Vergleich -

Unterstützt durch die extrem expansive Geldpolitik der EZB hält der Trend fallender Renditen am Markt für Staats- und Unternehmensanleihen nun schon seit 2012 an. Obwohl diese „asset price inflation“ auch am Aktienmarkt ihre Spuren in Form von neuen Höchstkursen hinterlassen hat, bewegen sich die Dividendenrenditen seit Jahren in einem Seitwärtstrend zwischen 3% und 4%. Dank steigender Unternehmensgewinne und mehrheitlich komfortabler Bilanzsituation konnten europäische Unternehmen die Ausschüttungen stetig anheben, sodass die Dividenden mit den Aktienkursen Schritt halten konnten. Die Kluft zwischen Dividendenrendite und den Renditen am Anleihemarkt hat sich daher weiter vergrößert und lässt europäische Aktien im direkten Vergleich als hoch attraktiv erscheinen. Dieser Renditeabstand ist auch im Vergleich zu den Märkten in den USA und Asien signifikant hoch.

Abb1: Europäische Dividendenrenditen im Vergleich zu Anleiherenditen;        Quelle: Bloomberg
Abb1: Europäische Dividendenrenditen im Vergleich zu Anleiherenditen; Quelle: Bloomberg

Die aktuell auf Hochtouren laufende Saison der Berichterstattung über das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 stellt nun einen Lackmustest für die Stabilität der Dividendenausschüttungen dar. Denn während das verlangsamte globale Wirtschaftswachstum vor allem für Industrieunternehmen eine echte Herausforderung darstellt, müssen sich europäische Finanztitel mit dem Margendruck aufgrund der Niedrigzinsen sowie mit enormen Kosten durch erhöhte regulatorische Anforderungen auseinandersetzen.

Dividendensaison in Deutschland mit einigen Enttäuschungen

Mit einer Dividendenrendite von 3,1% zählt der deutsche Aktienmarkt nicht zu den interessanten Märkten in Europa. Zudem dürften von den 30 Einzeltiteln aus dem Leitindex DAX zumindest fünf Konzerne ihre Ausschüttung für das Jahr 2019 im Vorjahresvergleich zum Teil signifikant reduzieren. So werden sich nach der bereits veröffentlichten drastischen Dividendensenkung bei Daimler voraussichtlich auch der direkte Wettbewerber BMW und der Zulieferer Continental dem strukturell negativen Trend der deutschen Automobilindustrie nicht entziehen können. Der Dividendenausfall bei der Deutschen Bank kam angesichts der Ertragsprobleme wenig überraschend und die Dividendensenkung der Deutsche Telekom war angesichts der Übernahme von Sprint in den USA bereits im Vorfeld klar kommuniziert. Immerhin 19 der 30 DAX-Konzerne sollten dagegen höhere Dividenden vorschlagen. Zweistellige Wachstumsraten erwarten wir allerdings nur bei Aktien mit vergleichsweise geringen Dividendenrenditen wie Adidas, MTU Aero Engines, RWE oder bei der nach dem Dieselskandal wiedererstarkten Volkswagen AG. Mit Dividendenrenditen von rund 4% - gepaart mit solidem Dividendenwachstum - warten die Versicherer Allianz und Münchener Rück sowie die Unternehmen BASF, Deutsche Post, E.ON, HeidelbergCement und Siemens auf.

Tab1: Dividendenkennzahlen der DAX-Unternehmen; (e) = erwartet            Quelle: Bloomberg; Tresides
Tab1: Dividendenkennzahlen der DAX-Unternehmen; (e) = erwartet Quelle: Bloomberg; Tresides

Klar positiver Dividendentrend in Frankreich

Nicht zuletzt aufgrund der breiter diversifizierten Struktur der französischen Volkswirtschaft ergibt sich für den französischen Leitindex CAC 40 ein wesentlich positiveres Gesamtbild. Bei einer spürbar höheren Dividendenrendite von 3,6% sollten insgesamt 30 der 40 Einzeltitel Dividendensteigerungen ankündigen bei einer Wachstumsrate von stattlichen 10%. Die Kombination von attraktiven Dividendenrenditen gepaart mit hohem Dividendenwachstum ist somit deutlich häufiger und auch in vielen unterschiedlichen Industrien anzutreffen als in Deutschland: Finanztitel (AXA, BNP), Versorger (Engie, Veolia Environnement), Bauunternehmen (Saint Gobain, Vinci), Industrieaktien (Schneider Electric, Thales), Titel aus der Automobilindustrie (Michelin, Peugeot) sowie nicht zuletzt die hochkapitalisierten Konzerne LVMH, Sanofi und Total. Lediglich der kriselnde Automobilhersteller Renault sowie der IT-Dienstleister Atos mussten die Dividende reduzieren.

Zahlreiche attraktive Dividendentitel auch außerhalb der Eurozone

Keine einzige Dividendensenkung ist für die 20 Aktien des schweizerischen Aktienindex SMI zu erwarten. Dies ist einerseits auf die deutlich geringere Konjunktursensitivität wichtiger Einzeltitel wie Givaudan, Nestlé, Novartis oder Roche zurückzuführen. Zudem konnten die Großbanken CS Group und UBS dem Niedrigzinsumfeld dank steigender Volumina in der Vermögensverwaltung erfolgreich trotzen. Aktien aus dem wichtigsten skandinavischen Markt in Schweden erzielen bei einer Dividendenrendite von 3,5% und einem Dividendenwachstum von rund 5% ebenfalls attraktive Werte. Die global aufgestellten und substanzstarken Industrietitel wie Atlas Copco, Sandvik und Volvo aber auch die lokalen Telekommunikationsunternehmen Telia und Tele2 kombinieren hier unsere zentralen Qualitätsmerkmale: Attraktive Dividendenrenditen bei gutem Dividendenwachstum.

Abb2&3: Dividendenrendite/-wachstum ausgewählter Aktienmärkte; (e) = erwartet;         Quelle: Bloomberg; Tresides
Abb2&3: Dividendenrendite/-wachstum ausgewählter Aktienmärkte; (e) = erwartet; Quelle: Bloomberg; Tresides

Autor: Berndt Maisch, Fondsmanager des Tresides Dividend & Growth DE000A1J3AE0