03.06.2025
Mit dem Entzug des Top-Ratings durch Moody’s und einem umstrittenen Reformpaket im Kongress rückt die Schuldentragfähigkeit der USA in den Mittelpunkt. Der „Big Beautiful Bill“ könnte milliardenschwere Haushaltslöcher reißen – und erinnert gefährlich an den „Liz Truss Moment“ aus Großbritannien. Was das für das US Fiskaldefizit bedeutet und wie sicher wir in diesem Kontext US-Staatsanleihen halten, können Sie hier nachlesen.
Am 16.05.2025 hat Moody’s als letzte große Ratingagentur der USA das AAA-Rating entzogen und auf Aa1 gesenkt (Ausblick stabil). Begründet wurde der Schritt mit dem starken Anstieg der Staatsverschuldung und der Zinsbelastung, welche deutlich höher liegt als bei anderen Staaten mit gleichem Rating. Als Ergebnis geht Moody's davon aus, dass bis 2035 das Fiskaldefizit auf nahezu 9% ansteigt (von 6,4% in 2024) und die Staatsschulden auf 134% zunehmen (verglichen mit 98% in 2024). Am 23.05.2025 verabschiedete das Repräsentantenhaus den sog. „Big Beautiful Bill“ mit hauchdünner Mehrheit. Dieser Gesetzesentwurf steht diesen Sommer nur zur finalen Abstimmung im Senat an, in dem die Republikaner über eine knappe Mehrheit von 52 zu 48 Sitzen verfügen. Dabei geht das Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB) von einem zusätzlichen Defizit von 7 Billionen USD über die nächsten 10 Jahre aus bzw. zusätzlichen Steuersenkungen von 1,5 Billionen USD. Besonders die Finanzierung gestaltet sich schwierig- denn die Senatsregeln verlangen, dass alle Maßnahmen nach den ersten zehn Jahren vollständig finanziert sein müssen. Dies ist vor allem nach dem „Liz Truss Moment“ im September 2022, als die damalige UK Premier Ministerin Steuererleichterungen ohne jegliche Gegenfinanzierung vorschlug, nicht ungefährlich. Die Reaktion der Kapitalmärkte zwangen sie damals nach nur 44 Tagen aus dem Amt wieder auszuscheiden. Schon jetzt lassen sich höhere Risikoaufschläge bei langlaufenden US-Staatsanleihen ablesen (gemessen am Term Premium, dem Risikoaufschlag für längere Laufzeiten).
Demnach gibt es in der US-Regierung Bestrebungen Finanzierungsmittel aufzutreiben, um keine Panik an den US-Zinsmärkten auszulösen. Neben der aktuellen Zollpolitik hat Donald Trump die Privatisierung von Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation) im Visier. Diese sog. Government-Sponsored Enterprises (GSEs) spielen eine zentrale Rolle auf dem US-Hypothekenmarkt, indem sie Hypotheken aufkaufen, bündeln und als Wertpapiere weiterverkaufen. Zudem plant er mit „revenge taxes“, welche sich vor allem an Länder richtet, die aus seiner Sicht unfaire Steuern für US-Unternehmen auferlegen (Stichwort Digital Service Tax). Unter der Section 899 im Gesetzesvorschlag kann die US-Administration passives Einkommen aus US-Assets (u.a. Kupons der US-Staatsanleihen) mit 5% p.a. bzw. maximal 20% p.a. besteuern.
Sollte der Big Beautiful Bill in der aktuellen Ausgestaltung verabschiedet werden, dürfte dies das Vertrauen in die US-Regierung bzw. der Schuldentragfähigkeit weiter belasten. Zunächst ging das Investorenvertrauen durch die Unsicherheit im Zuge der US-Handelspolitik verloren. Danach wurde die Unabhängigkeit der US-Notenbank FED in öffentlich Frage gestellt, was ebenfalls den US-Dollar belastete, bevor nun massive (unfinanzierte) Steuersenkungen die Risikoprämien für US-Staatsanleihen weiter befeuern sollten.
Wir halten demnach an unserer kürzeren US-Duration vorerst fest. Allerdings gehen wir davon aus, dass das QT (Quantitative Tightening) weiter reduziert wird und man bestrebt ist, das lange Ende der Zinsstrukturkurve zu entlasten. Dies könnte damit einhergehen, dass man weniger langlaufende Anleihen (>10 Jahre) emittiert oder die Notenbank eine Art „Operation Twist“ wieder einführt. Damit ist allerdings erst zu rechnen, sofern es nochmals zu einem deutlichen Anstieg der langfristigen Zinsen (10-jährige US-Staatsanleiherendite deutlich über 5%) bzw. der Risikoprämien kommt.