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Bitcoin: Reservewährung des 21. Jahrhunderts?

14.04.2025

Mit dem Regierungswechsel in den USA rückt Bitcoin stärker in den Fokus staatlicher Finanzpolitik. Die neue Regierung hat eine nationale Bitcoin-Reserve eingerichtet und damit einen politischen Impuls gesetzt, der weltweit Beachtung findet.  Auch andere Staaten halten bereits Bitcoin – sei es durch eigene Käufe, beschlagnahmte Bestände oder Mining-Aktivitäten. Der Umgang mit der Kryptowährung variiert von Land zu Land und reicht von langfristigem Aufbau bis zur bewussten Liquidierung. Ein Überblick über die unterschiedlichen Strategien staatlicher Bitcoin-Reserven. 

Abbildung 1: Bitcoin-Bestände nach Ländern; Quellen: Arkham.com, Blockworks.com, Jan3.com. Stand: 26.03.2025.
Abbildung 1: Bitcoin-Bestände nach Ländern; Quellen: Arkham.com, Blockworks.com, Jan3.com. Stand: 26.03.2025.

USA: Bitcoin wird zur strategischen Reserve 

Mit der Executive Order vom 6. März 2025 erklärte Präsident Trump Bitcoin offiziell zum staatlichen Reservewert. Die neu geschaffene Strategic Bitcoin Reserve soll mit BTC gefüllt werden, die durch Strafverfolgungsmaßnahmen beschlagnahmt wurden – insgesamt hält die US-Regierung nach aktuellen Schätzungen rund 198.109 BTC. Diese Bestände, die zuvor regelmäßig abverkauft worden sind, sollen nun dauerhaft gehalten werden. 

Zusätzlich wurde der erste Bitcoin Summit im Weißen Haus abgehalten, auf welchem Regierungsvertreter, Finanzexperten und Technologieführer über die künftige Rolle von Bitcoin als strategisches Asset, sowie die Entwicklung der Cryptoindustrie in den USA berieten. 

Darüber hinaus plant die Regierung, ihre Reserven an strategischen Cryptoassets durch budgetneutrale Maßnahmen – also ohne zusätzliche Belastung für den Steuerzahler – weiter auszubauen. So soll ein U.S. Digital Asset Stockpile aufgebaut werden, der auch andere digitale Vermögenswerte umfassen soll. 

Wie auch bei seltenen Rohstoffen scheint die US-Regierung darauf bedacht, sich frühzeitig einen möglichst großen Anteil am „digitalen Rohstoff“ Bitcoin zu sichern. 

China: Potenzieller Bitcoin-Gigant 

Im Jahr 2019 beschlagnahmten chinesische Behörden im Rahmen des PlusToken-Betrugsfalls rund 194.000 BTC. Damit könnte China theoretisch über die zweitgrößte staatliche Bitcoin-Reserve der Welt verfügen. 

Allerdings deuten Blockchain-Analysen darauf hin, dass ein Großteil dieser Bestände in den letzen Jahren an Börsen und sogenannte Mixer geschickt wurde – ein Hinweis auf mögliche Verkäufe. Eine offizielle Bestätigung über den Verbleib dieser Bitcoin gibt es bis heute nicht. 

Bhutan: Nachhaltiges Mining für staatliche Reserven 

Bhutan verfolgt einen einzigartigen Ansatz: Der Himalaya-Staat nutzt seine reichhaltigen Wasserkraftressourcen, um mit überschüssiger Energie umweltfreundlich Bitcoin zu minen. Auf diese Weise wurden bislang über 13.000 BTC generiert – das entspricht etwa 30 % des Bruttoinlandsprodukts. 

Staatliche Institutionen setzen gezielt auf Bitcoin-Reserven, um wirtschaftliche Stabilität und finanzielle Unabhängigkeit zu stärken. Bhutan zeigt, wie nachhaltiges Mining zur geopolitischen Strategie werden kann. 

El Salvador: Zwischen IWF-Auflagen und Bitcoin-Käufen 

El Salvador war 2021 das erste Land weltweit, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführte. Die Regierung erwarb seither rund 6.127 BTC mit öffentlichen Mitteln. Präsident Bukele sieht in Bitcoin ein Instrument zur Inflationsabsicherung und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. 

Doch ein Kredit über 1,4 Milliarden US-Dollar vom Internationalen Währungsfonds setzt die Strategie unter Druck. Als Teil der Vereinbarung verpflichtet sich El Salvador, staatliche Bitcoin-Aktivitäten einzuschränken. Im März 2025 stimmte das Parlament einer Reform zu, die den Status von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel wieder aufhebt. Ab Mai sind weder Unternehmen noch der Staat zur Akzeptanz von BTC verpflichtet – die Nutzung soll freiwillig und ohne Zwang erfolgen. Trotz dieser Auflagen setzte die Regierung ihre täglichen Bitcoin-Käufe bislang fort – ein Zeichen dafür, dass das Interesse an Bitcoin über regulatorische Anpassungen hinaus bestehen bleibt. 

Deutschland: Verkauf statt Reserveaufbau 

Im Sommer 2024 veräußerte die Bundesregierung rund 50.000 Bitcoin, die zuvor im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen beschlagnahmt worden waren. Der Verkauf erbrachte rund 2,64 Milliarden Euro. 

Diese Entscheidung reflektiert Deutschlands Ansatz, beschlagnahmte Cryptowerte abzuverkaufen und in Euro umzuschichten, anstatt sie als langfristige Reserve zu halten. 

Fazit: Bitcoin – vom Code zur Staatsreserve

Mit der Strategic Bitcoin Reserve rücken die USA den Bitcoin stärker in den Mittelpunkt ihrer Finanzstrategie. Auch Bhutan und El Salvador setzen bereits auf eigene BTC-Reserven, während andere Länder bisher bewusst auf eine langfristige Haltestrategie verzichten. 

Damit begann Bitcoin bei Entwicklern, wurde von Privatpersonen entdeckt, von Unternehmen adaptiert – und findet heute den Weg in die Bilanzen von Staaten. Als letzter Schritt steht nun nur noch die Integration durch die Notenbanken an.