08.05.2025
Die laufende US-Berichtssaison zeichnet ein differenziertes Bild zur wirtschaftlichen Lage des US-Konsumenten, wobei einkommensschwächere Haushalte hinsichtlich ihrer Ausgaben etwas zurückhaltender werden, während Besserverdiener weiterhin in solider ökonomischer Verfassung erscheinen. So zeigte beispielsweise eine jüngst von der Bank of America veröffentlichte Studie, dass das Ausgabewachstum von Haushalten mit einem jährlichen Einkommen von über 150.000 USD deutlich stärker anzog als das Wachstum von Haushalten mit einem Einkommen von unter 60.000 USD. Hintergrund dürfte unter anderem sein, dass sich das Lohnwachstum gerade im Niedriglohnbereich deutlich abgeschwächt hat.
Eine klare Abschwächung im Konsumverhalten von primär einkommensschwächeren Haushalten macht sich in der aktuellen Quartalsberichtssaison der Unternehmen vermehrt bemerkbar. Während Konsumgüterunternehmen häufig als "sicherer Hafen" betrachtet werden, können sich auch diese der aktuell nachlassenden US-Konsumentenstimmung nicht entziehen und sind vor allem von dem sogenannten "downtrading" betroffen, also der verstärkten Nachfrage preisgünstigerer Produkte zulasten höherpreisiger Waren. So musste beispielsweise PepsiCo seinen Jahresausblick unter anderem deshalb reduzieren, weil der US-Konsument laut dem Finanzvorstand generell preissensitiver geworden ist und sich das Konsumentenvertrauen zuletzt weiter verschlechtert hat – was auch die schwache Verbraucherumfrage der University of Michigan bestätigt (siehe Abbildung 1).
Auf eine Verlangsamung im Konsumgütergeschäft und eine Orientierung hin zu preisgünstigeren Angeboten verwies auch André Schulten, Finanzvorstand bei Procter & Gamble im Rahmen des jüngsten Geschäftsberichts. Das Bild des in der Breite schwächelnden US-Konsumenten zeigt sich zudem in der Reisebranche. Hier beobachtet beispielsweise Booking Holdings eine leicht rückläufige Aufenthaltsdauer bei Buchungen in den USA, während Fluggesellschaften im preisgünstigeren „Main Cabin“-Segment teilweise eine schwächere Nachfrage vernehmen.
Ein möglicher Erklärungsansatz für die aktuell schwächelnde Verfassung einkommensschwächerer Haushalte könnte die zuletzt wieder deutlich gestiegene Inflationserwartung darstellen, die im April 2025 laut der University of Michigan für die kommenden zwölf Monate sprunghaft auf rund 6 % anstieg und damit ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2022 erreichte (siehe Abbildung 2). Infolge dieser Entwicklung neigen insbesondere Konsumenten mit eher begrenztem finanziellem Spielraum dazu, bei nicht zwingend notwendigen Ausgaben verstärkt Zurückhaltung zu üben. Der Anstieg dürfte als Ausdruck eines weiter sinkenden Vertrauens in die Preisstabilität zu interpretieren sein und könnte mit Blick auf die steigende Preissensitivität im unteren Einkommenssegment erklären, weshalb viele Haushalte ihren Konsum derzeit spürbar einschränken.
Dennoch betrifft die beschriebene Nachfrageschwäche nicht alle Einkommenssegmente, sondern scheint vor allem auf weniger einkommensstarke Haushalte konzentriert. So betonte Booking Holdings unter anderem ein relativ resilientes Geschäft mit höherpreisigen Hotels, während Fluggesellschaften wie Delta Airlines und American Airlines ein mindestens stabiles Geschäft innerhalb der Premium-Kategorien vermeldeten. Untermauert wird dieses Bild zudem durch den auf wohlhabendere Konsumentenschichten fokussierten Finanzdienstleister American Express, welcher bei seinen Mitgliedern ein allgemein weiterhin stabiles Ausgabenmuster beobachtete.
Diese zunehmende Divergenz im Ausgabeverhalten des US-Konsumenten lässt sich auch in den Quartalszahlen von Synchrony Financial, einem Anbieter von Finanzierungslösungen, beobachten: Während die über Synchrony abgewickelten Konsumausgaben insgesamt um vier Prozent zurückgingen, legten die Ausgaben im Prime-Segment – also bei Konsumenten mit besserer Kreditwürdigkeit – noch leicht zu.
In Summe dürfte das Konsumverhalten in den oberen Einkommensbereichen vorerst unverändert stabil bleiben oder sich sogar leicht verbessern, während einkommensschwächere Haushalte augenscheinlich zunehmend belastet sind. Rückgänge bei diskretionären Ausgaben, etwa im Reise- oder Gastronomiebereich, könnten mittelfristig die übergreifenden Konsumausgaben belasten. Diese sind zuletzt mit +1,8 % gewachsen – so langsam wie zuletzt im Jahr 2023 – und machen etwas mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung aus. Für zusätzlichen Druck auf einkommensschwächere Haushalte könnten zudem die zuletzt eingeführten Handelszölle sorgen, die voraussichtlich als indirekte Konsumentensteuer wirken und insbesondere bei importierten Alltagsgütern zu spürbaren Preisaufschlägen führen dürften.
Quellen:
Bank of America Institute (April 2025): Consumer Checkpoint: Buying ahead, easing or doing fine? https://institute.bankofamerica.com/content/dam/economic-insights/consumer-checkpoint-april-2025.pdf
Bank of America Institute (April 2025): Taking the pulse of consumer health. https://institute.bankofamerica.com/content/dam/economic-insights/household-spending-trends.pdf