30.12.2024
Oder passend zur aktuellen Adventszeit etwas anders formuliert: „Wenn am Baum kein Licht mehr brennt, wurde die Energiewende verpennt.“
„Energiewende“ ist zugegebenermaßen ein dehnbarer und sehr grob gefasster Begriff.
Formulieren wir es einmal anders. Unter Energiewende verstehen wir:
Die energetische Transformation der Weltwirtschaft hin zu einem deutlich höheren Stromverbrauch sowohl absolut als auch relativ, erzeugt durch einen größeren Anteil an erneuerbaren (solaren und windigen) und anderen CO2-ärmeren Energien im Strommix, unterstützt durch grundlastfähige „ältere“ Konzepte (Kernkraft, Kohle und Gas), mit der Notwendigkeit hinreichende Netze und Speicherkapazitäten zur Verfügung zu stellen.
Eine etwas „sperrige“ Definition, die wir der Reihe nach auflösen möchten.
Relativ wird der Stromanteil am Gesamtenergieverbrauch steigen, bedingt durch die zunehmende Elektrifizierung. Am deutlichsten wird dies sicherlich am E-Auto, wo lokale rohölbasierte Emissionen auf den dezentralen, bestenfalls emissionsarmen, Strommix verlagert werden. Ein weiteres, aktuell in Deutschland etwas unpopuläreres Beispiel wäre die Wärmepumpe. Diese ist insofern sinnvoll, da der benötigte „Strom“ zuerst einmal „Input-unabhängig“ ist. Es ist also egal, ob Kohle, Kernkraft oder Solar diesen erzeugen. Der Strom-Mix kann im Laufe der Zeit auch verändert, optimiert und diversifiziert werden. Um das Thema Elektromobilität nochmals aufzugreifen: Vorreiter beim E-Auto ist aktuell China. Jedes zweite verkaufte Auto fährt dort bereits teil- oder vollelektrisch. Bemerkenswert ist hierbei, in welch kurzer Zeitspanne der Verbrenneranteil abgesenkt wurde.
Absolut wird der Energie- und damit auch der Strombedarf durch die Wohlstandsgewinne, v.a. in Asien, zunehmen. Korreliert Energiehunger doch sehr gut mit wirtschaftlichem Wohlstand.
Und gerade bevölkerungsreiche Länder, wie Indien oder Nigeria, sind hier noch lange nicht auf dem Niveau Chinas oder gar der westlichen Welt angekommen. Über „zusätzliche Verbrauchsinnovationen“, Stichwort Energiebedarf seitens KI (Künstliche Intelligenz) haben wir an dieser Stelle noch gar nicht gesprochen.
Dabei nimmt der erneuerbare Anteil an der globalen Stromerzeugung kontinuierlich zu.
In diesem Zusammenhang stellt sich jedoch die Frage nach der Versorgungsicherheit. „Dunkelflaute“ hat es dabei als Lehnwort in den englischen Sprachraum geschafft, wenn also der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. So kommt bspw. Solarenergie auf einen Kapazitätsfaktor, d.h. der Zeitraum am Tag, an dem die volle Kapazität zur Verfügung steht, von knapp 20%. Die Sonne scheint eben nachts nie oder anders formuliert, die Sonne ist nicht weg, sie ist gerade nur wo anders. Zum Vergleich dazu kommt Wind auf ca. 30%, Kernkraft auf über 90%.
Daher wird auch die Bedeutung von Stromspeichern zunehmen. Sei dies über Batterien (gekoppelt mit intelligenten Konzepten wie Bipolares Laden/Entladen von E-Autos), Pumpspeicher oder noch recht ferne Konzepte wie zum Beispiel Gravitationsspeicher (Stichwort „alte Minen nutzen“). Idealerweise gibt es dann noch die passenden Netze dazu. Wohlgemerkt sprechen wir hier von der Zukunft, die in manchen Ländern früher und in anderen Ländern später oder gar nicht beginnt.
Sehr gut lässt sich die dargestellte globale Entwicklung an DEM Transformationsrohstoff schlechthin ablesen, nämlich Kupfer. Der „Nachfrageanteil“ aus der Energietransformation (E-Autos, Wind, Solar und grüne Energieinfrastruktur) hat bereits über 15% erreicht und wird weiter steigen.
Spannend dabei sind die sich abzeichnenden Strategien der unterschiedlichen Länder und Wirtschaftsblöcke:
China ist Spitzenreiter bei der Installation von Solar- und Windkapazitäten. Ergänzt werden diese aber durch basislastfähige Nuklear- und Kohlekraftwerke. Dies macht aus chinesischer Sicht Sinn. Öl und Gas muss China importieren. Kohle haben sie hingegen ausreichend selbst. Der hohe Anteil erneuerbarer Energien macht China unabhängiger von anderen Mächten und die Elektrifizierung des Automobilsektors beendet zudem die deutsche Vormachtstellung in diesem Wirtschaftssegment und eröffnet wiederum bislang ungeahnte Perspektiven hinsichtlich globaler Exportmärkte.
Die USA hingegen scheinen gerade eine „Rolle rückwärts“ hin zu den fossilen Energieträgern Gas und Öl, bzw. zur Nuklearkraft zu drehen, die aus globaler Sicht auch zur Dekarbonisierung beitragen kann. Die Strategie macht Sinn aus Sicht der USA, haben sie doch ausreichend Gas- und Ölvorkommen.
Bei Europa wird es etwas komplizierter. Spanien hat viel, womöglich zu viel Solar, manche Länder Skandinaviens sind mit Wasserkraft gesegnet, Frankreich setzt auf Atomstrom, ebenso wie Polen (kombiniert mit Kohle). Das dazwischen liegende kohlereiche Land (Deutschland), produziert Strom mit Gaskraftwerken, die irgendwann „Wasserstoff ready“ sein müssen/sollen und importiert bei Engpässen Atomstrom der Nachbarländer, wobei es Österreich dabei ein nettes Zusatzeinkommen sichert (Stichwort „Pumpspeicher“).
Fazit: Die Energiewende wird kommen und sie wird Rohstoffe benötigen.
Tresides bietet zu diesem Themenkomplex mit dem Rohstoff-Fonds Tresides Commodity One und dem die Transformation ganzheitlich betrachtenden Aktienfonds Tresides Phoenix One zwei spannende Produkte an.
Fondsmanagement- Partner, Senior Fondsmanager
Fondsmanagement- Fondsmanagerin
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