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7 Thesen für 2025 - These 4: Umfassende Erholung im Halbleiter-Sektor: Warum im Jahr 2025 auch zuletzt zurückgebliebene Chip-Segmente mit weniger KI-Bezug überzeugen könnten

13.12.2024

Das Interesse an Prozessoren, welche den hohen Leistungsanforderungen von KI-Anwendungen gerecht werden, bleibt weiterhin hoch und führt dazu, dass bei Unternehmen wie dem KI-Pionier NVIDIA die Nachfrage trotz ausgeweiteter Produktionskapazitäten das Angebot bis Mitte nächsten Jahres übersteigt.

Das Interesse an Prozessoren, welche den hohen Leistungsanforderungen von KI-Anwendungen gerecht werden, bleibt weiterhin hoch und führt dazu, dass bei Unternehmen wie dem KI-Pionier NVIDIA die Nachfrage trotz ausgeweiteter Produktionskapazitäten das Angebot bis Mitte nächsten Jahres übersteigt. Mit seinen Grafikprozessoren, welche Matrizen- und Vektorberechnungen in Rekordzeit bewältigen, erreicht NVIDIA im Bereich der leistungsfähigsten Grafikprozessoren einen Marktanteil von über 80% – trotz Stückpreisen von deutlich über 20.000 US-Dollar bei bestimmten Modellvarianten. Abnehmer sind vor allem große CSPs (engl. für Cloud-Dienste Anbieter) wie Alphabet, Amazon oder Microsoft und führende Tech-Unternehmen wie Meta Platforms oder xAI. Diese wollen im Rennen um die fortschrittlichsten KI-Anwendungen nicht zurückfallen und sehen sich daher verpflichtet die neuste Generation an KI-Prozessoren zu ordern. Dementsprechend stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Nachfrage nach den hochleistungsfähigen Grafikprozessoren auch in 2025, getrieben durch steigende Investitionsausgaben der Hyperscaler (engl. für große Cloud-Infrastruktur Anbieter), weiter ansteigen dürfte (siehe Abbildung 1):

Abbildung 1: Kumulative Investitionen bzw. jährliche Veränderung der Hyperscaler Alphabet (Google), Amazon (AWS), Microsoft und Meta mit Konsens-Schätzungen von VisibleAlpha für die Jahre 2024-2026; Quelle: Unternehmensdaten, Wells Fargo Securities LLC, VisibleAlpha, Stand: 11.11.2024
Abbildung 1: Kumulative Investitionen bzw. jährliche Veränderung der Hyperscaler Alphabet (Google), Amazon (AWS), Microsoft und Meta mit Konsens-Schätzungen von VisibleAlpha für die Jahre 2024-2026; Quelle: Unternehmensdaten, Wells Fargo Securities LLC, VisibleAlpha, Stand: 11.11.2024

Während die dargestellten CSP-Investitionsausgaben nicht ausschließlich NVIDIA zugutekommen, sondern auch für weitere Projekte sowohl rund um als auch abseits des Datencenters verwendet werden, ist NVIDIA bis dato der wohl größte Profiteur dieses KI-Booms. Festmachen lässt sich dies an einer Reihe von Metriken, sei es die Marktkapitalisierung von mittlerweile über drei Billionen US-Dollar, der starke Kursanstieg der Aktie von beinahe +200% seit Jahresbeginn oder die grobe Verzehnfachung des Nettogewinns innerhalb von etwa zwei Jahren. Weitere Nutznießer der hohen KI-Investitionen können Unternehmen sein, welche Datencenter mit hochwertigen Komponenten ausrüsten, wie Arista Networks, die mit ihren Switches den Datenverkehr optimieren oder Trane Technologies, die mit ihren Kühlsystemen einen zuverlässigen und möglichst effizienten Betrieb von Rechenzentren sicherstellen. Ebenfalls nennenswert sind Firmen wie Broadcom oder Marvell, welche gemeinsam mit den CSPs auf deren Systeme zugeschnittene Halbleiter, sogenannte Application-Specific Integrated Circuits entwickeln.


Während die herausragenden Geschäftsaussichten innerhalb der genannten Bereiche größtenteils bereits durch hohe Überrenditen zum Gesamtmarkt belohnt wurden, hinken Chip-Werte aus Halbleiter-Segmenten mit weniger direktem Datencenter-Bezug den großen US-Indizes seit Jahresbeginn teilweise hinterher. Nennenswert ist hierbei unter anderem der Halbleiter-Ausrüster-Bereich, welcher Mitte Oktober diesen Jahres immerhin rund 12% der kumulierten Marktkapitalisierung des kompletten Halbleiteruniversums für sich beanspruchte (siehe Abbildung 2), seitdem aber unter spezifischen Faktoren zu leiden hatte. Unter anderem belasteten hier überarbeitete Exportrestriktionen der US-Regierung für fortschrittliche Halbleitertechnologien sowie Verzögerungen bei der Fertigstellung neuer Chip-Herstellungsfabriken, auch Foundries genannt. Getrieben durch die hohe Nachfrage nach immer kleineren und leistungsfähigeren Halbleitern, scheint eine Nachfrageerholung in diesem Segment dennoch denkbar.


Der analoge Halbleiter-Bereich war im Jahr 2024 überwiegend durch Lagerabbau bei der Kundschaft, vor allem im Industrie- und Automobilsektor geprägt, welche ihrerseits unter herausfordernden makroökonomischen Bedingungen zu leiden hatte. Mit einer sich potenziell erholenden Konjunktur sowie einem größtenteils abgeschlossenen Lagerabbau, dürfte hier im kommenden Jahr die Möglichkeit einer sich stabilisierenden oder erholenden Nachfrage bei Industriehalbleitern bestehen.


Der Memory-Bereich, welcher vornehmlich Speicherlösungen sowohl für Alltagsgeräte wie Computer als auch für Datencenter oder spezifische industrielle Zwecke beinhaltet, entwickelte sich zuletzt äußerst heterogen. Die Nachfrage nach Speicherlösungen für Computer und Smartphones blieb in 2024 eher verhalten, da die Verkaufszahlen für Hardware keine signifikanten Wachstumsimpulse zeigten. Bei den leistungsfähigeren HBM-Speicherlösungen („High-Bandwidth Memory“) hingegen sind die Kapazitäten bei so manchen Memory-Lieferanten für das kommende Jahr bereits ausgebucht, was vor allem mit der hohen Nachfrage aus KI-exponierten Bereichen zusammenhängt. Mit Blick auf 2025 ist zu erwarten, dass die Nachfrage in diesem Segment tendenziell weiter zunimmt, während eine langsame Erholung im Hardware-Bereich aufgrund des anlaufenden Erneuerungs-Zyklus möglich erscheint. Abseits des Memory-Bereichs dürften auch die weiteren, im Smartphone verbauten Chip-Komponenten wie beispielsweise 5G-Kommunikationsmodems ebenfalls von einer sich stabilisierenden Verbrauchernachfrage nach Smartphones profitieren.

Abbildung 2: Halbleiter-Bereiche nach Marktkapitalisierung in Prozent, inklusive beispielhafter Branchenvertreter; Quelle: FactSet, UBS Research, Stand: 14.10.2024
Abbildung 2: Halbleiter-Bereiche nach Marktkapitalisierung in Prozent, inklusive beispielhafter Branchenvertreter; Quelle: FactSet, UBS Research, Stand: 14.10.2024

Der Foundry-Bereich, welcher den Herstellungsprozess von Halbleitern übernimmt, spiegelte zuletzt sämtliche der zuvor beschriebenen Entwicklungen wider. Im Detail war die Auslastung im Segment der leistungsfähigsten Grafikprozessoren sowie bei HBM-Speicherlösungen zuletzt so hoch, dass die Nachfrage teilweise nicht komplett befriedigt werden konnte, während die Auslastung in anderen Bereichen mit weniger Datencenter-Bezug klar von der Kapazitätsgrenze entfernt war. Der Ausblick hier dürfte von den weiteren Entwicklungen innerhalb der einzelnen Bereiche abhängen.

Unsere Ansprechpartner zu diesem Thema:

7 Thesen für 2025 - These 4: Umfassende Erholung im Halbleiter-Sektor: Warum im Jahr 2025 auch zuletzt zurückgebliebene Chip-Segmente mit weniger KI-Bezug überzeugen könnten

Rosenthal, Isidor

Fondsmanagement- Junior Fondsmanager