23.12.2024
Das im Hinblick auf die Zinsentwicklungen in der Eurozone wie auch in den USA ereignisreiche Jahr 2024 neigt sich dem Ende. Abermals stellt sich nun die Frage: Wie geht es im kommenden Jahr weiter?
Mit Schwankungsbreiten von über einem Prozentpunkt und teils erratischen Bewegungen bot das Jahr einige „wilde“ Fahrten auf der Zinsachterbahn, wenngleich die Marktteilnehmer aus den Jahren 2022 und 2023 schon einiges gewohnt waren. Abermals stellt sich nun die Frage: Wie geht es im kommenden Jahr weiter? Erwartet uns ein ähnlich volatiles Zinsjahr, wird es ein ruhigeres Jahr mit niedrigeren Zinsen oder - Achtung Spoiler - ist von allem etwas dabei?
Wovon hängen Zinsen in 2025 maßgeblich ab?
Der maßgebliche Treiber für die Zinsentwicklung dürfte auch im Jahre 2025 die Inflationsentwicklung sein. Und hier wird bereits seit einigen Wochen deutlich, dass zwischen den USA und der Eurozone unterschieden werden muss. Nach einem „Red Sweep“, sprich einem Sieg der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl sowie in beiden Kammern des US-Kongress, scheint der Weg geebnet, für die Vielzahl an wirtschafts- und fiskalpolitischen Maßnahmen, mit denen Donald Trump ja bereits im Wahlkampf öffentlichkeitswirksam hausieren ging. Unsere Ausführungen zu These 5 gingen hierauf nochmals etwas detaillierter ein. Neben Importzöllen gegenüber Europa und China und fiskalpolitischen Stimulimaßnahmen für die Industrie sind vor allem die Steuersenkungen zu nennen, die die Agenda Trump erwarten lässt – verbunden natürlich mit einer weiter steigenden Staatsverschulung. Das alles trifft in den USA auf ein relativ konstruktives Wirtschaftsumfeld und einem soliden Arbeitsmarkt, sodass unseres Erachtens mit einer Konsequenz klar zu rechnen ist: einem höheren US-Preisniveau (siehe Abb.1).
Auch Herr Powell und seine FED-Kollegen sehen das Risiko höherer Preise für 2025 gegeben und zeigen sich – zum Missfallen von Herrn Trump – zunehmend zögerlich beim grundsätzlich eingeschlagenen Zinssenkungspfad.
Für die Eurozone sieht das Bild hingegen deutlich anders aus. Die Offiziellen der EZB werden nicht müde, ihre stetig fortschreitenden Zinssenkungsschritte mit expansiven Worten und Ausführungen zu flankieren. Hierfür scheint es auch einige Gründe zu geben. Die Wachstumsprognosen in der Eurozone für 2025 zeichnen kein rosiges Bild, wenngleich wir für das kommende Jahr mit keiner Rezession für den Euroraum rechnen. Es verwundert daher nicht, dass für die EZB die Inflation in Ihrem Handeln zunächst nur eine untergeordnete Rolle spielen dürfte, zumal die maßgeblichen Preistreiber der vergangenen Jahre (Coronakrise, Lieferkettenprobleme, Energiepreise, etc.) keine akuten Auswirkungen mehr haben.
Unterschiedliche Zinserwartungen für die USA bzw. die Eurozone
Dieses Makro- und Inflationsbild erklärt, warum wir für das kommende Jahr keinen Gleichlauf in puncto Zinsentwicklung zwischen den USA und der Eurozone erwarten. Während wir für die USA mit einem Wiederaufflammen der Inflation („Reflation“) und daraus resultierend höheren Zinsen und einer höheren Zinsvolatilität rechnen, ist unseres Erachtens für die Eurozone ein Fortgang des Zinsrückgangs zu erwarten. Hieraus ergibt sich auch unsere Positionierung für das Jahr 2025. Wir beginnen das Jahr – auch in unseren global ausgerichteten Mandaten – zwar mit einer hohen Zinssensitivität, jedoch klar fokussiert auf Euro-Renten.
Auch im Jahr 2025 noch Chancen bei Euro-Renten
Wir setzen unsere Meinung allerdings nicht nur mit zinstragenden Titeln (Staatsanleihen, Covered Bonds) um, sondern auch mit einem recht hohen Gewicht in Unternehmensanleihen. Hier ließe sich natürlich anführen, dass die Risikoaufschläge im Gros bereits stark rückläufig waren und eher eine Gefahr bergen, in einem möglichen Rezessionsszenario wieder anzusteigen. Unserer Meinung nach mag dies für eine Vielzahl von Emittenten bzw. Emissionen durchaus stimmen und eine solche Entwicklung könnte eine grundsätzlich positive Zinsentwicklung konterkarieren. Auf Basis des seit Tresides-Gründung erfolgreich praktizierten Selektionsprozess für Unternehmensanleihen sehen wir auch im Jahr 2025 noch etliche interessante Opportunitäten, die es zu nutzen gilt. Seien es bspw. interessante Neuemissionen, mit denen vor allem im ersten Quartal zu rechnen ist, oder aber interessanten Entwicklungen im Crossover-Ratigsegment („Falle Angels“ vs „Rising Stars“).
Es bleibt auch im Jahr 2025 spannend – für uns und unsere Kunden. Stay tuned…
Fondsmanagement- Partner, Senior Fondsmanager
Fondsmanagement- Partner, Senior Fondsmanager
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